Es ist Freitagabend und die Tür zum Kleinkunstcafé öffnet sich zum wiederholten Mal. Ein suchender Blick bleibt an unserer Gruppe hängen. „Seid ihr die Neuen?“ Ja, das sind wir. Wir sind neu in der Stadt und auch Initiator des Stammtisches „Neu in Eisenach“. Hier treffen sich zwanglos Neuzugezogene, um sich zu vernetzen und kennenzulernen. Wir sind als Gemeindegründungsprojekt mittendrin, weil es unser Kernanliegen ist, Menschen kennenzulernen.
Seit Juli 2018 sind wir als Pastorenehepaar von der FeG Inland-Mission nach Eisenach gesandt worden, um eine neue Gemeinde zu gründen. Unser Ziel ist es, nicht einfach noch eine Freikirche in die Stadt zu pflanzen, sondern Menschen zu erreichen, die Gott noch nicht kennen. Natürlich haben wir als Team Ideen im Kopf, wie ein toller Gottesdienst aussehen müsste. Und es gibt viele gemeinsame Vorlieben für Gemeindeaktivitäten, die unseren Kalender schnell füllen würden und die auch attraktiv für andere Christen wären. Doch würden wir damit eine neue Form von Gemeinde kreieren, die Menschen erreicht, die Gott bislang noch nicht kennen?
Chance des Neuanfangs
Also nehmen wir die Chance des Neuanfangs wahr, und nutzen unsere Zeit und unsere Ressourcen, um die Stadt und die Menschen darin kennen und lieben zu lernen. Wie ein StartUp erforschen wir unsere Zielgruppe, analysieren Bevölkerungsstatistiken, investieren in persönliche Beziehungen zu Menschen und testen erste Ideen für Begegnungsflächen. Für diese Phase nennen wir uns „StartUp Kirche Eisenach“. Doch wir sind mehr als ein StartUp – wir sind zu gleichen Teilen auch Abenteurer auf der größten Mission, die es auf der Welt gibt: Gottes Reich bauen. Der zweite Schwerpunkt unseres Anfangs ist das Beten, auf Gott hören und uns von ihm leiten lassen. Wo wirkt Gott bereits und hat Menschen vorbereitet? Was sind Anknüpfungspunkte für sein Evangelium? In welchen Bereichen sind Menschen von Gott enttäuscht, von Kirche verletzt? Durch was lässt sich bestehendes Desinteresse aufbrechen?
Große Geschichte und liebenswerte Menschen
Das alles tun wir in und für Eisenach. Die Stadt liegt zwar am westlichen Rand von Thüringen, ist aber eine typische ostdeutsche Kleinstadt: mit einem Mix aus rechtem Gedankengut und viel kreativem Engagement dagegen; mit 80 % kirchenfernen Menschen; geprägt von Abwanderung der Jugend und der Rückkehr junger, heimatverbundener Familien; einem durchwachsenen Erwerbsstatus aus lokaler Industrie oder Pendlerdasein (Frankfurt a. M., Kassel oder Erfurt sind typische Arbeitsorte). Das Stadtbild beeindruckt durch wunderschön restaurierte Gebäude und heruntergekommene Ecken mit leeren Schaufenstern. Und mittendrin engagierte, liebenswerte Menschen.
Mitbeten und Mitfiebern
Eisenach hat eine große Geschichte: Martin Luther, Elisabeth von Thüringen und J.S. Bach sind nur einige der bedeutenden Personen, die viele Touristen nach Eisenach locken. Es war mal eine Stadt, in der das Evangelium in einer für uns verständlichen Sprache in unser Land getragen wurde und wo Anbetungsmusik entstand, die bis heute noch gehört und gespielt wird. Was hat Gott heute mit Eisenach vor? Welche Rolle dürfen wir dabei spielen? Das sind unsere Gebetsanliegen. Betest du mit?
Marco & Cordula Lindörfer | Pastoren des FeG Gründungsprojektes | startup-kirche-eisenach.de