Aaron Köhler und Tobias Klement gründen eine neue „Kirche für Cottbus“. Artur Wiebe – unser Pressereferent im Bund FeG – hatte die Möglichkeit für Christsein heute beide zu fragen, was „Kirche ohne Kirche“ bedeutet und was sie motiviert, dieses Projekt gemeinsam mit uns zu starten.
Aaron und Tobias, Cottbus besteht aus mehr als 80 % Konfessionslosen. Was hat euch gereizt, in diese ostdeutsche Stadt zu ziehen?
Ostdeutschland ist eine der atheistischsten Regionen der Welt. Der christliche Glaube spielt hier überhaupt keine Rolle. Wir als zwei Familien träumen davon, dass Gottes Größe in Cottbus wieder neu sichtbar gemacht wird.
„Kirche ohne Kirche“ wurde euer Gründungsprojekt bezeichnet. Wie sieht das konkret aus?
Wenn wir Leute treffen, werden wir gefragt, wo unser Kirchengebäude steht. Unsere Antwort: Kirche – das sind für uns Menschen. Wir wollen Leben teilen und genießen, uns herausfordern und ermutigen und gemeinsam Jesus nachfolgen.
In welchen Schritten oder Phasen verläuft die Gemeindegründung? Wann plant ihr den ersten Gottesdienst?
Seit Mitte April 2018 lernen wir die Stadt kennen, treffen Menschen und knüpfen wichtige Beziehungen. Mittlerweile sind wir ein Team von zehn Leuten. Ende des Jahres geht es in die Startteamphase, wo wir gemeinsam über die neue Kirche nachdenken. Gottesdienste planen wir frühestens nächstes Jahr.
Wenn man als Pastor neu nach Cottbus kommt, „muss“ man dann Fan des Fußballvereins „FC Energie Cottbus“ werden? Wie kommt ihr mit den Menschen auf eine Wellenlänge?
In der ersten Woche sind wir ins Stadion gegangen. Die Menschen lieben ihren Verein. Um mit den Leuten auf eine Wellenlänge zu kommen, wollen wir das lieben lernen, was die Cottbuser mögen. Beim Aufstiegsspiel kamen wir mit einem Arzt ins Gespräch. Mit Gott hat er abgeschlossen, aber er fand toll, dass junge Leute kommen, um hier was zu bewegen. Vielleicht bewegt sich auch sein Herz. Dafür beten wir.
Kirchen und Freikirchen gibt es bereits einige in Cottbus. Welche Reaktionen gibt es auf das Gründungsprojekt?
Mindestens 99 % der 10.000 Cottbuser hören die gute Nachricht von Jesus Christus nicht auf eine für sie relevante Art und Weise. Es braucht viele neue Kirchen in der Stadt. In Gesprächen mit anderen Pastoren haben wir positive Reaktionen bekommen.
Ihr seid ein Projekt der FeG Inland-Mission. Welche Unterstützung erfahrt ihr darüber hinaus?
Wir sind froh, die Unterstützung der FeG Inland-Mission zu haben. Deren finanzielle Unterstützung ist eine große Hilfe und ermöglicht dieses Abenteuer. Bei den Mitarbeitertagungen schätzen wir den Austausch mit anderen Gründern.
Eine bestehende FeG überlegt sich, an einem neuen Ort in der Umgebung eine Tochtergemeinde zu gründen. Was würdet ihr ihnen für Hinweise geben?
Wenn man schon lange in einer Region lebt, könnte man dazu neigen, zu meinen, schon zu wissen, wie die Menschen ticken und wie Gemeinde aussehen muss. Unser Hinweis wäre, mal einen Schritt zurückzugehen und sich ausgiebig Zeit zu nehmen, um die Menschen, die Stadt oder den Stadtteil ganz neu kennen und lieben zu lernen.
Wie können euch die Leser von CHRISTSEIN HEUTE unterstützen?
Unterstützen können sie uns im Gebet. Im Osten Deutschlands Gemeinden zu gründen, braucht einen langen Atem. Ganz konkret suchen wir zwei FeGs, die mit uns eine Partnerschaft eingehen: die für uns beten und das Projekt finanziell unterstützen. Von unserer Seite würden wir gerne neue Impulse unserer Arbeit in diese Gemeinde mit einbringen.
Ihr seid – aus dem Sauerland und dem Erzgebirge stammend – nach Cottbus zugezogen. Warum ist die Stadt einen Besuch wert?
Cottbus ist eine wunderschöne Stadt, hat die drittmeisten Sonnenstunden in Deutschland und entlang der Spree viele Parks. Das kulturelle und kulinarische Angebot ist groß. 20 Minuten entfernt liegt der Spreewald, wo wir schon mehrfach Kanu gefahren sind. Die Cottbuser sind offen und direkt, man kann gut mit ihnen ins Gespräch kommen. Kommt uns gerne besuchen und macht euch selbst einen Eindruck!
Vielen Dank für das Gespräch!
(c) Bilder: Kirche für Cottbus / Aaron Köhler, Tobias Klement